Nuda spes (In Stand setzen)

In Verbundenheit mit Via Lewandowskys Arbeit Bona Fida (Ertrinken), Korrespondenz mit dem Museum für Neue Kunst Freiburg, Via Lewandowsky & der DASA Arbeitswelt Ausstellung Dortmund, Notenständer, Leiter, Wasserkanister, Stahlsäge, Zahlenschloss, Schraubenschlüssel, Maße: variabel (2017)

Nuda spes: eine Sache, deren Existenz von einem bloßen Ohngefähr abhängt. (1)

Specificatio (Umwandlung)
[…] Zu dieser Erwerbung wird aber erfordert, daß der Specificant a. suo nomine und b. bona fide dabey verfahren sey; denn sonst gehört die neue species immer dem Herrn des Stoffs. Suo nomine verfährt er dabey, wenn er entweder selbst die Specification vornimmt, oder einen Anderen ausdrücklich dazu befehligt und ihm zugleich die Materie anweiset. Bona fide: wenn der Specificant gegründete Ursachen hatte, die Materie für die seinige zu halten, oder wenn der Eigenthümer der Materie ihm den willkührlichsten Gebrauch der Materie zugestanden hat. (2)

(1) Heyelke, Heinrich (Hrsg.): Juristisches Handwörterbuch, für Rechts-Candidaten vorzüglich als Vorbereitungs-Mittel zum Examen, und für Nicht-Juristen gebildeter Stände, Zweite Abtheilung N – Z, Leipzig 1804, S. 182.
(2) ebenda, S. 236 f.

Karlsruhe, den 29. Juni 2017

Lieber Via Lewandowsky,

Ihre Arbeit Bona Fide (Ertrinken) in der aktuellen Ausstellung des Museums für Neue Kunst Gutes Sterben – Falscher Tod hat mich sehr beeindruckt. Sie stellen uns den Selbstmord durch Ertrinken vor. Und in meiner begeisterten Bestürzung und in meiner großen Wertschätzung, kam immer wieder der Wunsch auf, noch etwas Wasser in das obere Gefäß füllen, das Schloss um die Halsmanschette öffnen und den Spülmechanismus in Funktion setzen zu wollen.

Bei meiner Begegnung mit der Arbeit, sehe ich mich in ein faszinierendes Spiel von Modellhaftigkeit und Tatsächlichkeit verstrickt und mein Wunsch ist bereits ein Teil dieses Spiels. Und ich möchte hoffen und versuchen diesen dialektischen Moment zu betonen, verlängern oder auch nur zu unterstreichen. Ich möchte mich dabei beinahe als ein Archäologe verstehen, der das Gegenwärtige dokumentiert, seine Integrität bewahrt und doch ein Modell zu seiner Seite ihm gegenüberstellt.

Und vielleicht dürfte ich sogar von einer Instandsetzung sprechen, wenn ich Ihnen vorschlagen möchte, das Wasserreservoir aufzufüllen, das Schloss zu öffnen und den Spülmechanismus wiederherzustellen.

Ich möchte nur eine kleine Tür aufstoßen zu einer weiteren Diskussion. Nicht weil Ihre Arbeit dann kompromissloser oder spektakulärer wäre. Es ginge mir nur um eine gedankliche Fußnote zu Ihrer Arbeit und zu den Bedingungen des Modells.

Ich möchte Sie bitten und es wäre wirklich eine Ehre für mich, wenn Sie mir ein Instandsetzen in diesem Sinne gestatten.

Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen. Ich habe Ihnen daher einen frankierten Rückumschlag beigefügt.

In Verbundenheit

Felix Buchholz

PS: Ich habe Ihnen Die kleine Geschichte vom Föhn angefügt, die ich heute Morgen gelesen habe. Vielleicht finden Sie sie ein bisschen verbohrt, aber ich finde sie passt vielleicht in einer anderen Hinsicht.

From: Via Lewandowsky office@vialewandowsky.de
Subject: Re: Frage zur Arbeit Bona Fide (Ertrinken) derzeit im MNK Freiburg, Kunstlergespräch in Heidelberg
Date: 21 June 2017 at 00:22
To: Felix Buchholz fbuchholz@hfg-karlsruhe.de
Cc: Via Lewandowsky office@vialewandowsky.de

Lieber Felix Buchholz,

ja, packen Sie es an und bringen Sie die Angelegenheit in Ordnung. Ich werde den Kurator informieren, ich unterstütze Ihr Projekt. Wenn Sie etwas benötigen, teilen Sie es mir bitte mit. Aber versprechen Sie mir, daß Sie die Maschine auf keinen Fall selbst testen. Sie ist lediglich eine Möglichkeit, eine Behauptung.

Viele Grüße
Via Lewandowsky